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Aus der Werkstatt - die Daniel´s Guitars "MD" Myrtle/Redwood

Wenn man als junger Gitarrenbauer die Welt der modernen Stahlsaitengitarre studiert, stößt man zwangsläufig auf die Legende Ervin Somogyi. Ervin prägt mit seinen Instrumenten, welche neue Maßstäbe in Sound, Handling und Verarbeitung setzen,  eine ganze Generation von heranwachsenden Gitarrenbauern. Nebenbei bildet er auch selbst aus und zieht mit Größen wie Jason Kostal, Michihiro Matsuda und Newcomer Tom Sands die weltweite Elite der "Golden Era" des Gitarrenbaus heran.

Ein Gitarrenmodel ebnete dabei den Weg für die Karriere von Ervin und seinen Jüngern und zieht sich dabei wie ein roter Faden seit Mitte der 70er Jahre. Die "modified Dreadnought" oder auch vereinfacht "MD" genannt. Diese Gitarre wurde speziell für die damals aufkommende Fingerpicking Szene entwickelt und sollte all das können, was eine "normale" Dreadnought eben nicht konnte/kann. Ervin wollte Bespielbarkeit, Ausgewogenheit, Sustain und Intonation verbessern. Und genau für diesen Zweck wurde die Modified Dreadnought entwickelt! Dieses Model besitzt die Grundmaße (Länge/Breite/Tiefe) einer Standard Dreadnought, allerdings wurde die Taille versetzt und enger geschnitten und die Form insgesamt "runder" gestaltet.

Mich haben all diese Einflüsse in den letzten Jahren maßgeblich geprägt und ich wollte nun mehr als alles andere eine eigene "MD" entwickeln!

1. Die Außenform

Zu Anfang stand natürlich die Formgebung. Ich wollte eine MD-Form, aber es sollte auch "meine" MD werden. Und so habe ich recherchiert und gezeichnet. Das Ergebnis seht ihr hier. Dies ist die Außenfrom, die ich für mein neues Projekt gebaut habe. Sie wurde aus MDF gefertigt, besitzt zwei Schlitze für die Aufnahme des florentinischen Cutaways und man kann sie auseinander nehmen.

Mold_Finished

2. Die Holzauswahl

Da ich neben einer neuen Form auch neue Tonhölzer ausprobieren möchte, habe ich mich für Redwood und Myrtle entschieden. Das Redwood kommt als Deckenholz zum Einsatz. Es besitzt einen angenehm rötlichen Farbton und klingt ähnlich wie Zeder mit einer Spur mehr Dampf im Ton. Etwa als würde man der Zeder etwas Fichte hinzufügen. Das Myrtleholz für Boden und Zargen ist optisch sehr schön ausgefallen und hat eine leichte Flammung. Insgesamt wird die Gitarre sehr offen klingen und ein schönes Obertonverhalten besitzen. 

3. Die Konstruktion

Als erstes steht das Fügen des Bodens und der Decke an. Die Fuge wird zuerst an der Abrichthobelmaschine vorgearbeitet und danach per Hand mit dem Hobel finalisiert. Dieses Vorgehen erlaubt es mir die grobe Vorarbeit zu beschleunigen und die Fuge mit dem Hobel so glatt und fein wie möglich zu bekommen. 

Nach dem fügen werden alle Bauteile auf Stärke geschliffen, wobei ich bei Zargen und Boden auf Endstärke schleife, die Decke ca. 0,3mm dicker gelassen wird. Vor dem Endschliff der Decke wir noch die Schalllochrosette eingesetzt. Danach wird auch die Decke auf Endstärke geschliffen. Für die einzelnen Bauteile habe ich folgende Endstärken gewählt: Decke = 2,6mm, Boden = 2,8mm; Zargen = 2,0mm 

Die fertige Rosette besteht aus Ziricote mit einem Rahmen aus schwarz/weiß/schwarzem Zierspan, einem Innenring aus Ebenholz und einem Zierstreifen aus Messing. Dieses Design ist inspiriert von Michihiro Matsuda.

20190226_155849

Währenddessen wird auch der Zargenkranz vorbereitet. Die Zargen werden hier noch per Hand gebogen. Ein heißes Biegeisen und etwas Wasser sind die einzigen Hilfsmittel. Zwischendurch wird immer wieder an der Außenform kontrolliert, ob die Kontur stimmt. Nun werden die Zargen und das Stück für den Cutaway in die Außenform gesteckt und Ober-/Unterklotz angepasst. Diese Bauteile halten die Zargehälften zusammen. Für das Eckstück des Cutaway wird noch ein Keil aus Mahagoni eingepasst. Nun wird der Zargenkranz deckenseitig in einem Radiusteller mit Schleifpapier geschliffen um die spätere Deckenwölbung zu erhalten. Das selbe passiert bodenseitig. Zuletzt werden noch Reifchen aus Mahagoni eingeleimt. Diese Bauteile verbinden beim Zuschachteln Decke und Boden mit dem Zargen. 

Hier werden die Reifchen deckenseitig eingeleimt. Um diese an den Zargen zu drücken kommen spezielle Reifchenklammern zum Einsatz.

Sides_Building

 

Der breite Mahagoniklotz am unteren Zargenrand dient später als Basis für den Armrest. Nach dem die Reifchen ebenfalls an die Radien für Boden und Decke angpasst wurden, wird der Zargenkranz nochmal von innen fein geschliffen. Dies dient lediglich der Ästhetik. Wenn der künftige Besitzer durch das Schallloch in das Innere des Instruments schaut, soll auch hier alles sauber und wertig aussehen. Zur Stabilisierung der Zargen werden zusätzlich noch so genannte "Konsolen" eingeleimt. Dies schützt den Zargen vor Rissen und verbessert dessen Statik.

Hier der fertige Zargenkranz:

 

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Die Deckenkonstruktion

Bei all meinen Akustik-Gitarren verwende ich seit kurzer Zeit eine Kombination aus traditionellem X-Bracing und einem Lattice-Bracing (Gitterbeleistung) im unteren Schwingungsbereich der Decke. Diese Gitterbeleistung ersetzt die traditionell asymetrisch eingesetzten "Tone-Bars" und verteilt die Schwingung gleichmäßig über die gesammte Deckenfläche. Dadurch resultiert ein sehr ausgewogenes Klangbild und eine exzellente Ansprache. Ebenfalls habe ich eine Verbesserung des Sustains und des Gesamtvolumens erreicht. 

Die Beileistung wird im sogenannten "Himmelbett" aufgeleimt. Dieses Prinzip ist schon seit vielen tausend Jahren bekannt und wird heute vorwiegend im Instrumentbau angewand. Die unter Spannung stehenden Leisten drücken dabei auf das aufzuleimende Element. Hier wird gerade die Bridge-Plate aufgeleimt:

BridgePlate_Glued

Hier noch ein Bild vom Aufleimen der Side-Braces:

Top_Bracing1

Die letzten Balken werden aufgeleimt

Lattice_Glued

Nachdem die Deckenbeleistung aufgeleimt ist findet das sogenannte "Voicing" statt. Das bedeutet, dass die Leisten nochmals in ihren Dimensionen nachbearbeitet werden, bis der durch das Anklopfen erzeugte Ton meinen Vorstellungen entspricht. Hier entscheidet die Tonhöhe, Balance einzelner Deckenbereiche und das Sustain. Dabei darf man es aber nicht übertreiben und zu viel Material entfernen und so die Statik der Decke ruinieren. Diese Vorgehensweise ist reine Erfahrungssache und die Signatur eines jeden Gitarrenbauers.

Die Hochzeit

Sind alle Bauteile des Korpus fertig, folgt die "Hochzeit". Manche Gitarrenbauer leimen hier alle Teile gleichzeitig zusammen. Ich persönlich fange mit der Decke an und leime erst danach den Boden auf. Dies hat den Vorteil, dass ich von innen kontrollieren kann wie gut der Zargen auf der Decke sitzt. Ist die Decke aufgeleimt kontrolliere ich ebenfalls nochmal den Ton. Sollten mir an dieser Stelle noch Veränderungen an der Beleistung vorschweben, kann ich diese ohne Probleme umsetzen. Nach diesem Schritt erfolgt dann endlich das Aufleimen des Bodens und damit ist der Korpus dann verschlossen.

Top_glued

 

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